Türkei (bis Istanbul)

Glücklich angekommen in Istanbul!

6 Länder - 90 Tage - 2100 km - und Erlebnisse und Erfahrungen, die sich nicht in Zahlen fassen lassen.

Gestern, am 12. November, kamen wir 90 Tage nach unserem Aufbruch von Würzburg in Istanbul an. Hinter uns liegen insgesamt 2450 km, 2100 haben wir zu Fuß zurückgelegt, der Rest waren kleinere Strecken, die wir mit Bus oder Autostopp überbrücken mussten, um ein Quartier zu erreichen.

Die letzte Wegstrecke auf der vierspurigen D100 Richtung Istanbul hat unser Durchhaltevermögen noch einmal auf die Probe gestellt. Verkehrslärm und -dichte ähneln der A3 von Würzburg nach Frankfurt, und haben unseren Weg auch auf dem meist breiten Seitenstreifen sehr anstrengend gemacht. Da Ortschaften meist einige Kilometer abseits liegen, sind oft Tankstellen die einzigen Anlaufstationen für Rast und Einkauf geblieben. Zwei schlaflose Nächte in zwielichtigen Hotels haben ein Übriges getan.

Doch gottseidank gab es auch viel Ermutigendes und froh Machendes: Die spontane Einladung eines türkischen Ehepaares auf der Strasse, als die Suche nach einem Hotel ergebnislos verlief (s. Bildergalerie). Nach köstlicher Bewirtung und ruhiger Nacht konnten wir unseren Weg- an Leib und Seele gestärkt - fortsetzen. Oder das Zusammentreffen und Gespräch am Straßenrand mit zwei dänischen Radfahrerinnen, die unterwegs nach Istanbul und Nepal sind. Und viele kleine Aufmunterungen wie Einladungen zum Cay (sprich: Tschai= der allgegenwärtige schwarze Tee), Brot oder Obst, das uns geschenkt wurde, kleine Begegnungen und Gespräche oder immer wieder die Grüße der Fernfahrer mit (Licht-)Hupe und Winken.

Als am letzten Tag die 4-spurige D100 im Randgebiet von Istanbul zu einer 6- bis 8-spurigen Einfallsstraße wird mit unüberschaubaren Autobahnkreuzen, Zu- und Abfahrten, beschließen wir, unsere Nerven nicht länger zu strapazieren und steigen in Bus und Metro, um in die 15-Millionen-Metropole zu gelangen. Hier haben wir als erste Anlaufstation eine Ordensschule der Lazaristen im Herzen der Stadt angesteuert, wo wir zwei Tage bleiben, bevor wir die letzten drei Tage einen Hotelgutschein von Freunden einlösen. So haben wir Zeit, etwas von dieser Stadt zu erleben, die uns sofort fasziniert hat mit ihrem pulsierenden Leben und ihrer bunten Vielfalt. Doch zunächst tut es uns einfach gut, hier in dem österreichischen Ordenshaus zu sein, uns ein wenig zu erholen, in den Gottesdienst gehen zu können, erste Erkundungen in die Stadt zu unternehmen und von P. Kangler und Sr. Petra etwas über Istanbul und das Leben der christlichen Gemeinden hier und in der Türkei zu erfahren. Nicht nur geographisch scheint uns Istanbul als Nahtstelle zwischen Europa und Asien ein passendes Zwischenziel zu sein. Auch im Miteinander von verschiedenen Religionen und Kulturen ist Istanbul für uns ein Vorgeschmack auf Jerusalem (wenngleich dort die politische Situation natürlich völlig anders ist).

Für die Fortsetzung des Weges im nächsten Jahr durften wir hier in der Türkei und auch in Istanbul vieles erleben, was uns Lust darauf gibt und Mut macht. Doch erst einmal heißt es für uns, unsere Etappe hier gut zu einem Abschluss zu bringen, auch innerlich. Am kommenden Dienstag geht dann unser Flug nach Frankfurt und unsere erste Etappe endet wieder in Rottenbauer. Wie wird es sein wieder zu Hause zu sein? Einerseits freuen wir uns darauf und sehnen es immer wieder herbei. Aber es wird sicher ein Eingewöhnen brauchen, ein Abschiednehmen vom Unterwegs-sein, ein sich neu Orientieren in der alten Heimat. Und wahrscheinlich werden wir erst in der gewohnten Umgebung langsam merken, was der Weg bei jedem von uns verändert hat, wenn sich alles ein wenig gesetzt und innerlich geordnet hat. Vielleicht gelingt es uns, in zwei/drei Wochen etwas davon in Worte zu fassen und hier ins Blog zu schreiben.

Nun wird es Zeit, schlafen zu gehen. Unser Quartier hat eine Dachterasse, von der man über die Stadt schauen kann. Morgens um 5.45h kann man hier oben zuhören, wie die Rufe der Muezzin aus Hunderten von Moscheen in verschiedensten Tonlagen einen Klangteppich über der noch schlafenden Millionenstadt bilden - ein unbeschreibliches Erlebnis.

P.S.: In der Bildergalerie stehen nun auch Bilder von der Türkei

 

Veröffentlicht: 13.11.2009           Wolfgang und Brigitte Zecher

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