Türkei (ab Istanbul)

Bergauf - bergab! Frühling und Winter

Äußerlich und innerlich erleben wir auf unserer ersten Wegstrecke zwischen Yalova und Eskisehir immer wieder Höhen und Tiefen

Ein "ganzes Universum" an Erfahrungen - das ist unsere Meinung über unsere sieben ersten Pilgertage.

Wir erleben traumhaftes Frühlingswetter am See von Iznik mit den ersten Krokussen, Ringelblumen und vor allem den berühmten Olivenhainen. Kaum zu glauben, dass wir im Freien unsere Pausen machen können!! Diese sind aber auch bitter nötig, denn nach der Winterpause müssen wir erst wieder Kondition aufbauen und aller Anfang ist mühsam. Die Füsse, Schultern und Muskeln mucken noch ein wenig.

Nach Iznik, dem ehemaligen Nicaea mit den noch gut erhaltenen alten Mauern, Toren und der Aya Sofia geht es dann richtig in die Berge: einsames, karges Land und wirklich armselige Dörfer. Doch in jedem noch so kleinen Dorf gibt es eine Teestube mit vielen Maennern und Wolfgang erklaert mit ein paar Brocken Türkisch, was wir machen. Dass wir auf diese Weise öfters am Tag mit Cay, aber auch mit guten Wünschen für unseren Weg beschenkt werden, ist uns inzwischen zur guten Gewohnheit geworden. Trotzdem bleibt für mich die Maennerwelt der Teestuben als Frau auch ein wenig fremd.

In Kaprühisar, einem kleinen Dorf in den Bergen, sind wir nach 30 km auf eine Übernachtungsmöglichkeit angewiesen. Ein Mann, der etwas deutsch spricht, vermittelt uns über die örtliche Teestube an Familie Ediz, wo wir im Wohnzimmer übernachten können und im Gespraech die ganze Grossfamilie kennen lernen. Sie erzaehlen uns, dass sie vor 5 Jahren schon einmal Jerusalempilger beherbergt haben: Jean-Phillipe aus Belgien mit seinem Freund Dominique. Es ist ermutigend, immer wieder einmal auf die Spuren von unseren "Vorlaeufern" zu stossen.

Nach einem Tag, an dem sich Sonne, Wolken, Sturm und Platzregen mit Gewitter fast viertelstündlich abwechseln, wird es richtig kalt. Als wir dann bei frostigen Temperaturen auf über 1000 m aufsteigen, sind wir mitten im Schnee, aber die wunderbare Fernsicht entschaedigt für die Mühen des Aufstiegs. Auch das Ende dieses Tages ist ein kleines Wunder, denn wieder einmal sind wir auf ein privates Quartier angewiesen. An der Jetpower-Tankstelle, die noch nicht in Betrieb ist, laedt uns ein deutsch sprechender Mann zum Cay ein in die Wohnung, die zukünftig der Chef der Tankstelle bezieht, die aber noch voller Bettgestelle mit neuen Matratzen für den Bautrupp vollsteht. Da Kemal unserem Hadsch viel abgewinnen kann, können wir komfortabel am Bullerofen übernachten und teilen unser Abendessen mit Celal, dem Nachtwaechter für die Tankstelle, der im Nebenzimmer schlaeft. Das Ohne-Wörterbuch und ein Paeckchen Zigaretten schlagen eine Brücke zwischen unseren so verschiedenen Welten.

Der erste Tag Pause in der Studenten- und Baederstadt Eskisehir ist wichtig, um uns nicht zu überfordern. Gleichzeitig hilft er mir, in der komfortablen Umgebung eines Übungshotels für Touristik-Studenten einen Magen-Darm-Infekt auszukurieren.

Was wohl die weitere Wegstrecke bringen wird? Trotz aller Aufs und Abs hat sich in diesen unseren ersten Pilgertagen vieles gefügt. Kemal von der Tankstelle sagte zu uns, als wir uns über die angebotene Übernachtungsmöglichkeit freuen: "Das Gott geben" und deutete dabei nach oben. Genauso haben wir es auch empfunden. Und das erfüllt uns auch für die naechsten Pilgertage, für die schlechtes Wetter angesagt ist, mit Gelassenheit.

 

Veröffentlicht: 24.02.2010          Brigitte

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