Zwei Ruhetage in Szeged geben uns Zeit und Ruhe für Erholung und eine kleine Zwischenbilanz bei knapp der Hálfte der ersten Etappe Würzburg-Istanbul.
Nein, als "Hardcore-Pilger" (Spiegel-online) fühlen wir uns auch nach 6 Wochen und mehr als 1000 km nicht. Auch jetzt noch ist das Gehen kein Spaziergang, auch jetzt noch tut immer wieder etwas weh, immer wieder sind Tage dabei, die mühsam sind und uns an unsere Grenzen bringen. Aber wir versuchen aus dem Pilgerweg keinen Leistungssport zu machen, nehmen uns Zeit für Land(schaft) und Leute, Begegnungen und Gebet. Wir sind froh, dass wir auch Etappen von manchmal 35 km schaffen - oft bestimmen die Quartiermöglichkeiten die Lánge der Tagesetappen. Und notfalls muss uns eine Busverbindung die letzten Kilometer ins Quartier bringen, wenn die kurzen Herbsttage zu Ende gehen.
"Was ist euer Ziel?" Diese Frage begleitet uns anscheinend, weil wir sie immer wieder von Gastgebern gestellt bekommen. Und nach wie vor haben wir keine fertige Antwort, sondern sind immer wieder am herum buchstabieren. Aus einem Gesprách mit Geza, Jesuit hier in Szeged, nehmen wir für uns einen Satz mit. Eigentlich drehte sich das Gesprách um Kirche und das, was wir tun. Geza meinte: "Vieles, was gemacht wird, wird um der áußeren Wirkung willen gemacht, als Show. Aber es geht um etwas anderes. Wir müssen in die Tiefe gehen." Ja, darum geht es auch beim Pilgern. Auch wenn wir ein bisschen stolz sind auf mehr als 1000km - es geht nicht um die Strecke und die vollbrachte Leistung, und auch unsere Internetseite hier soll keine "Show" sein, sondern ein Mitteilen und Teilen von unseren Erfahrungen.
"In die Tiefe gehen" - ja, im Gehen kann das geschehen. Seit Wochen begleitet mich der Satz, den uns Claus-Peter ins Gástebuch geschrieben hat: "Wer mit seinem Schritt eins werden kann, der kann eins werden mit Gott". Das ist eine der táglichen Übungen: Mit seinem Schritt eins werden. Selten gelingt es, oft eher so, dass der Schritt mich eins macht mit sich. Das andere bleiben Übungs-Schritte - ob in der Ruhe eines Naturparks oder am Straßenrand im Lárm und im Fahrtwind der 40-Tonner: Eins werden mit seinem Schritt (und spáter dann wieder mit den Schritten, die zu Hause, im normalen Leben zu gehen sind).
Veröffentlicht: 28.09.2009 Wolfgang Zecher