Ungarn

Grenzűberschreitung

Die innere Hűrde war fűr uns grősser als wir gedacht hatten. Fast eine halbe Stunde sassen wir am Dienstag mittag in Halbturn zwischen Neusiedler See und ungarischer Grenze und zőgerten.

Sollen wir nur bis Andau gehen und noch mal auf uns vertrautem, sicherem ősterreichischen Boden űbernachten? Oder wagen wir es, ohne viel Proviant noch die grűne Grenze nach Ungarn zu űberschreiten, ohne zu wissen, wo und ob wir in dem Ort nach der Grenze am Abend noch ein Quartier finden? Wir merken beide, dass die Grenze nach Ungarn eine Wende markiert: das Ende der touristischen Infrastruktur Ősterreichs und den Beginn des Teils, der in vielem ungewisser ist.

Wir entscheiden uns, den Weg űber die Grenze zu nehmen. Dass wir nach ein paar Hundert Metern von zwei Frauen ein Handvoll Trauben geschenkt bekommen und uns kurz darauf auf dem kleinen Strásschen zur Grenze ein Auto mit Kennzeichen MSP entgegen kommt nehmen wir als Ermutigung. Mit einer Tagesetappe von 35 km - unser zweitgrőßten bisher - gelangen wir nach Janossomorja, einem verstreuten 5000-Seelen Ort im (fűr unser Gefűhl) Niemandsland. Hőchste Zeit, ein Quartier zu suchen. Wir hoffen auf Hilfe beim Pfarramt. In der Kirche brennt noch Licht und die alten Frauen der Pfarrei beten nach der Messe (die anscheinend nur 20 Minuten gedauert hat) noch ungarische Gebete. Im Gottesdienst ist eine Religionslehrerin, die etwas Deutsch spricht und uns zu einer kleinen Pension bringt - gerade noch rechtzeitig mit Einbruch der Dunkelheit.

Nun sind wir den dritten Tag in Ungarn, gut in Győr angekommen und gewőhnen uns langsam daran uns in einem Land fortzubewegen, wo wir der Sprache nicht máchtig sind. Das GPS mit einer Gott sei Dank exzellenten Ungarn-Topo-Karte leistet uns Pilgern des 21. Jhdt. hier wunderbare Dienste. So bleiben uns wenigstens Irr- und Umwege erspart. Schon hier in Ungarn sind fűr uns die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zum Leben bei uns in Deutschland űberdeutlich. Was uns wohl in Rumánien erwarten wird?

Eine Grenzűberschreitung anderer Art durften wir heute in Győr erleben: Das "5-Kirchen-Festival" in dem Stadtteil, wo wir in einem kleinen "Youth-hostel" der griechisch-orthodoxen Kirche logieren. 4 Kirchen verschiedener christl. Konfessionen und die jűdische Synagoge haben das ganze Wochenende gemeinsam ein buntes Kulturprogramm organisiert. Ein Gitarrenkonzert in der Synagoge konnten wir vorhin genießen.

Űber das grenzenlose World-Wide-Web mit Freunden und Verwandten verbunden zu sein, tut uns gut. Danke fűr alle Grűße und Wűnsche. Wir tragen eure Anliegen weiter mit.

 

Veröffentlicht: 17.09.2009          Wolfgang Zecher

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